Seit geraumer Zeit habe ich das große Privileg, mit dem Stadtmuseum Berlin zusammenarbeiten zu dürfen. Insbesondere auf ihre innovativen und coolen Ideen für den Museumssonntag feiere ich sie sehr. Deshalb wollte ich den Museumssonntag und das Konzept dahinter schon seit Längerem vorstellen. Constanze Schröder war so nett, mir alle Fragen zum Museumssonntag zu beantworten.
Die Kuratorin Constanze Schröder im WELTSTUDIO, © Stadtmuseum Berlin, Foto: Alexander Schippel
Liebe Constanze, stell dich doch bitte einmal vor.
Mein Name ist Constanze Schröder und ich leite im Stadtmuseum Berlin den Bereich Outrech und Vermittlung in er Ausstellung BERLIN GLOBAL im Humboldt Forum habe ich das WELTSTUDIO kuratiert..
Wie bist du zu deiner Arbeit im Stadtmuseum gekommen?
Die klassische Variante:
Ich habe Europäische Ethnologie an der Humboldt Universität zu Berlin (M.A.) studiert, sowie Kulturmanagement (Dipl.). Bevor ich zum Stadtmuseum kam arbeitete ich für verschiedene Museen und Stiftungen und war wissenschaftliche Referentin des Museumsverbandes Brandenburg. Da habe ich vor allem kleinere Museen beraten und Fortbildungen für die Mitarbeiter:innen organisiert. Zum Stadtmuseum Berlin kam ich vor circa 14 Jahren, zuerst für ein großes Bildungsprojekt. Im Anschluss baute ich den Bereich Bildung und Vermittlung auf und leitet nun das Fachteam Outreach und Vermittlung. Als Kuratorin verantwortet ich das 500 qm große WELTSTUDIO der Berlin Ausstellung im Humboldt Forum. Dies ist der Ort für Workshops und Vermittlung, für spontanes Mitmachen und Verweilen, für Beteiligung und Kooperationen mit der diversen Stadtgesellschaft. Im Museum interessiert mich vor allem das Schaffen Begegnungsmomenten von Austausch und Aktion für Besucher:innen. Für diese habe ich den Begriff aktivierende Begegnungsstationen.
Der persönliche Bezug:
Ich bin auf verschlungenem Weg zum Museum gekommen und jetzt schon seit ca. 13 Jahren am Stadtmuseum Berlin, aber alles was ich vorher gemacht habe fließt bis heute in meine Arbeit ein. Ich bin sehr froh, dass ich viele verschiedene Dinge ausprobieren konnte. Für unsere Arbeit im Museum ist dies aus meiner Sicht wichtig, um verschiedene Perspektiven einnehmen zu können, gerade, wenn man Programm für andere entwickelt.
Ich habe eine Ausbildung als Korbmacherin. Daher rührt bis heute meine Wertschätzung für Handwerk, für Dinge und Objekte als Gegenstände. 1989 eröffnete ich eine Bar in Ost-Berlin und schnell fing ich an, Künstler:innen einzuladen und kleine Ausstellungen umzusetzen. Daher habe ich mir eine Gewissheit erhalten, dass man Projekte mit Elan schafft, wenn man es möchte und gute Ideen auch mit wenig Geld umgesetzt werden können. Hier habe ich gelernt, Leute zusammenzubringen und zu motivieren, aber auch gut auf die Einnahmen und Ausgaben zu achten. Ich reise viel und lebte ein Jahr in Budapest und ein Jahr in Marrakech. Aufeinander zugehen, andere Lebenswelten kennen und Begegnungen schaffen sind für mich nicht nur unterwegs wichtig, sondern Facetten, die für mich im Museum ausschlaggebend sind. Geschichten am Rande, Hintergründe von Objekten, Zusammenhänge und verschiedene Sichten in Narrative zusammenbringen gefällt mir. Meine Studienabschlüsse Europäische Ethnologie an der Humboldt Universität zu Berlin (M.A.) sowie Kulturmanagement (Dipl.) sind mir gar nicht so wichtig. Eher die Berufserfahrungen, die ich z.B. in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Kulturland Brandenburg oder dem Museumsverband Brandenburg sammeln konnte. Als wissenschaftliche Referentin habe ich eher kleinere Museen im Land Brandenburg beraten und für Museumskolleg:innen Fortbildung organisiert: von der Mitteakquise, Sammlungsentwicklungskonzepten, Programmentwicklung, Ausstellungsplanung, Zielgruppen usw. waren alle Museumsthemen gefragt – auch das ein Erfahrungsschatz für mich bis heute.
Was ist denn der Museumssonntag?
An jedem ersten Sonntag im Monat können Alle in Berliner kostenlos ca. 60 Museen besuchen. Die Idee dahinter ist, Berliner:innen einen Zugang zu ihren Museen der Stadt zu ermöglichen, ohne die Hürde des Eintrittspreises. Als Stadtmuseum unterstützen wir diesen Ansatz natürlich und untermalen die Museumssonntage noch mit einem umfangreichen Programm. Dabei setzen wir nicht auf Vertiefung von Ausstellungsinhalten, Vorträge oder Gespräche von Expert:innen untereinander.
Unser Programm ist bunt gemischt, unterhaltsam für Groß und Klein. So gibt es immer Drop Ins für Familien: einfach vorbeikommen und mitmachen, Künstler:innen und Vermittler:innen helfen beim Bauen und Gestalten. So entstehen je nach Thema eigene: Miniaustellungen in Boxen, Pop Up Karten, Buttons, Spielzeug, Fotocollagen, Drucke, Webstücke, Musikinstrumente und vieles mehr.
Im Museum Nikolaikirche spielt oft Musik: So können Gäste die Königin der Instrumente, die Orgel kennenlernen, oder manchmal mit HipHop Künstler:innen Rappen und Beatboxen.
In den Sommermonaten lädt das Museumsdorf Düppel an dem Museumsonntagen zu einem tollen Programm unter freiem Himmel ein. Die Besucher:innen können sich gerne ein Picknik mitbringen, es sich auf der Wiese bequem machen und nach einer Pause das nächste Programm oder die Tiere besuchen.
Die Tickets sind online immer so schnell ausgebucht. Besteht die Möglichkeit, an dem Tag auch einfach vorbeizuschauen?
Es besteht immer die Möglichkeit, einfach vorbeizukommen. Die Ausstellungen sind an diesen besonderen Sonntagen immer für alle kostenfrei zu besuchen. Daneben gibt es Programm, für das man sich meistens nicht unbedingt anmelden muss. Wir bieten oft Drop Ins für Familien an, bei denen Groß und Klein einfach vorbeischauen können und kurz oder lang einfach mitmachen können. Für Veranstaltungen mit begrenzter Platzkapazität ist es sinnvoll, vorab ein Ticket zu buchen. Dies ist zum Beispiel bei Führungen oft der Fall. Aber trotzdem lohnt es sich vorbeizuschauen, oft sind noch Plätze frei. Leider kommen auch Leute nicht, die sich ein Freiticket gebucht hatten.
Und was würdest du mit dem Stadtmuseum Berlin gerne mal an einem Museumssonntag umsetzen?
Ich freue mich schon auf den Museumssonntag am 3. September. Da bieten wir im Nikolaiviertel ein Programm extra für Familien an. Hier schon zwei Programmtipps:
10-16 Uhr Rasante Kinderzirkus-Show und Mitmach-Zirkus von CABUWAZI Marzahn
Auf dem Platz vorm Museum Nikolaikirche treten junge Zirkusartist:innen auf. Trainer:innen laden alle zum Mitmachen ein! Junge Zirkusartist:innen von CABUWAZI Marzahn bringen alle zum Staunen in einer bunten Straßen-Show u.a. mit Einrädern, Hula-Hoop oder auf dem Drehseil. Im Mitmach-Zirkus können Kinder und Erwachsene sich selbst ausprobieren und ein paar Tricks fürs Jonglieren, Tellerdrehen, Seilspringen und vieles mehr lernen. Die 30-minütige Shows starten jeweils um 10.30 und 12.30 Uhr, danach geht für ein Stunde das Mitmach-Zirkus ins Rollen.
CABUWAZI ist ein magischer Ort und eine kleine eigene Welt, die gleich in sechs Berliner Bezirken zu finden ist. Alle Standorte bieten Nachmittagstraining, Schul- und Ferienprojektwochen sowie jede Menge tolle Shows an. Das pädagogische Arbeiten von Cabuwazi vereint soziale, künstlerische und sportliche Ansätze.
EP Museumslabor Die große Instrumentenbauwerkstatt – ein Kreativangebot für Familien
Das Labor im Museum Ephraim-Palais verwandelt sich in eine große Werkstatt, in der alle ihre eigenen Instrumente bauen können.
Messen, sägen, hämmern, schleifen, bohren, schrauben und fädeln – es wird wuselig, quirlig und laut. Welche Materialien man braucht und was man alles machen muss, um ein Instrument zu bauen, können alle in dieser großartigen Werkstatt erfahren und testen. Für jedes Alter gibt es ein passendes Instrument zu bauen. Das fertige Werk kann mitgenommen werden und zu Hause weiteren Musizier-Spaß bringen. Auch die krabbelnden Kinder finden in der Werkstatt eine Ecke für sich, in der sie eine kleine Klangwelt erleben können.
Danke, liebe Constanze!
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